Erfahrungen mit einstweiligem Rechtsschutz bei Streit um Einzelfrage?

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    • Erfahrungen mit einstweiligem Rechtsschutz bei Streit um Einzelfrage?

      Hallo,

      mir geht es um folgendes "Problemchen":

      Vater und Mutter sind geschieden, haben gemeinsames Sorgerecht für den mittlerweile 14jährigen Sohn.

      Der Sohn wurde von der Mutter damals zum Gymnasium angemeldet, obwohl der Vater damals schon die Realschule für die bessere Lösung hielt - er wollte damals aber deswegen nicht vor Gericht gehen.
      In den letzten vier Jahren hat sich gezeigt, dass der Sohn ein relativ schlechter Schüler auf dem Gymnasium ist mit einer Tendenz der Verschlechterung von Jahr zu Jahr. Dieses Jahr wird er mit vermutlich drei 5ern sitzen bleiben. In fast allen Hauptfächern steht er auf einer Vier oder eben Fünf; es gibt keine Bereiche wo er stark ist. Bereits letztes Jahr wäre er um ein Haar sitzen geblieben. Wenn man ihn fragt, gibt es auch kein Fach das ihn wirklich interessiert.

      Der Vater ist jetzt der Meinung, dass der Sohn auf einer Realschule deutlich besser aufgehoben wäre, dort bessere Chancen auf einen guten Abschluss hätte und durch Wegfall von zwei Problemfächern eine Chance auf einen Neustart hätte; und vielleicht sogar einmal Freude am Lernen bekommen könnte, wenn er auch endlich mal gute Noten bekommt. Der Weg zum Abitur stünde nach der Realschule immer noch offen. Die Mutter ist der Meinung dass der Wechsel auf die Realschule ein fürchterlicher Abstieg wäre, der Sohn nur endlich einmal richtig lernen müsste (was sicher auch ein Teil der Problematik ist) und sie will den Sohn um jeden Preis auf dem Gymnasium belassen. Der Vater wiederum befürchtet, dass bei einer Wiederholung der Klasse am Gymnasium der Sohn spätestens ein Jahr später die gleichen Probleme wieder haben wird, sich damit seinen Hauptschul-/Realschulabschluss versaut und später das Abitur womöglich gar nicht schafft; und dass der Sohn psychische Probleme bekommt (er war in der Kindergartenzeit und Grundschule schon jahrelang wegen Verhaltensauffälligkeiten in Therapie und hat in diesem Jahr wieder verstärkt Verhaltensprobleme in der Schule gezeigt mit etlichen Verweisen wegen frechem Benehmen, Schwänzen, Unterschleif etc.). Ein großes Problem ist auch, dass zu einem späteren Zeitpunkt der Wechsel an die Realschule nur noch erschwert (während des Schuljahres nur auf Goodwill des Schulleiters) oder (wegen Überschreiten einer Altersgrenze bzw. nach zweimaligem Durchfallen am Gymnasium) gar nicht mehr möglich ist.

      Versuche zu einer Einigung zu kommen haben bisher nicht gefruchtet - die Mutter kommuniziert nur über ihre Anwältin. Ein gemeinsames Gespräch beim Jugendamt ist erfolgt, es ist aber zu befürchten dass die Mutter dem Wechsel nicht zustimmen wird.

      Da die Anmeldung an der Realschule nur zu einem fixen Termin möglich ist, gibt es jetzt einen relativ großen Zeitdruck. Der Vater hofft, durch einen Antrag bei Gericht noch rechtzeitig (es geht um einen Zeitraum von max. zwei Wochen) die alleinige Befugnis für die Entscheidung über diese spezielle schulische Frage übertragen zu bekommen. Theoretisch gibt es die Möglichkeit einen Antrag auf eine einstweilige Anordnung zu diesem Thema zu stellen. Es müssten dann wohl Kind, Eltern und Jugendamt vom Gericht gehört werden. Für die Frage ist entscheidend, inwiefern dem Kind bei Unterlassen der Anordnung (was eine Klassenwiederholung am Gymnasium zur Folge hätte) ein Schaden droht.

      Hat jemand von Euch Forumsmitgliedern jemals schon Erfahrungen mit einer solchen einstweiligen Anordnung und/oder mit einem Rechtsstreit über die Schulwahl gemacht? Was haltet ihr von den hier aufgeführten Argumenten, wie würdet ihr aus dem Bauch heraus den Fall entscheiden??
    • Hallo Falbala146,

      Erfahrungen mit einstweiligem Rechtsschutz habe ich keine.



      Zum Sohn, solltet ihr unbedingt die Schule/Lehrer einbinden.


      Ein ausgiebiges Gespräch von allen Beteiligten ist nötig.


      Wie sieht sich der Sohn selbst? Was will der Sohn wirklich?


      Der Mutter müsste klar werden, dass ein Jahr mit Lernerfolgen besser ist, als ein Jahr "Schulbank drücken" ohne ein sinnvolles Ergebnis.


      Was ein Abstieg/Rückschritt für den Sohn ist,ist hier die Frage. (Gymnasium ? oder Realschule? ).


      lg
      edy






      Probier's mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe........
    • Hallo,

      danke schon einmal für die Rückmeldung.

      Ich habe ein paar Details weggelassen, um den Sachverhalt nicht zu sehr aufzublasen.

      Gespräche mit Lehrern sind inzwischen zur Genüge geführt worden. Die Aussagen variieren je nach Fragerichtung und je nachdem wen man fragt - wenn also die Mutter fragt heisst es, ja, er könnte das Gymnasium vielleicht schon schaffen, wenn er so richtig lernt. Wenn der Vater fragt heisst es - mit der Arbeitshaltung schafft er das Abitur nie, und wenn dann nur mit miserablen Noten, und für ein Studium ist er ohnehin völlig ungeeignet. Noch dazu scheinen die Lehrer untereinander sich nicht grün zu sein. Auf die Aussage der Mathelehrerin ("ich weiss nicht was passieren müsste, damit er in Mathe noch eine Vier bekommt") sagte die Beratungslehrerin, sie hätte keine Ahnung wie die Mathelehrerin zu dieser Aussage kommen würde.

      Der Sohn sagte bis vor Kurzem auf Nachfrage immer nur ganz schematisch, ja, er will auf dem Gymnasium bleiben, weil er Abitur machen und studieren will und weil es ihm dort gefällt. Auf Nachfrage (was will er studieren, was gefällt ihm denn am Gymnasium, warum will er Abitur machen) kam dann nur noch Schulterzucken. Ich persönlich bin überzeugt, dass er damit nur das gesagt hat wovon er weiss dass seine Mutter es hören will - es ist ein Teil der psychischen Problematik, dass er sich schon immer sehr schlecht von seiner Mutter ablösen konnte und sie extrem dominant ist. Er hat es mit bisher 14 Jahren meines Wissens noch nie geschafft, in irgendeinem Bereich eine eigene Meinung gegen eine abweichende Meinung der Mutter zu vertreten. (Nur so zur illustration - als er in der vierten Klasse war, war er nach einem Gesprch mit dem Vater selbst der Meinung, Realschule wäre besser - als er das der Mutter gesagt hat, hat die fast den dritten Weltkrieg gegen den Vater begonnen - danach war er dann auch der Meinung er will aufs Gymnasium... daher hat der Vater damals die Anmeldung auf dem Gymnasium zugelassen, um den Jungen nicht mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung zu belasten.) Nach dem letzten Gespräch mit dem Vater war der Junge dann auch jetzt wieder der Meinung ein Wechel auf die Realschule wäre Ok oder sogar gut. Das hat er dann wohl auch der Mutter gegenüber vertreten und blieb vorerst sogar dabei. Ob er standhaft bleibt, weiss ich nicht. Wie gesagt, das wäre das erste Mal. Er sagt aber, dass er den Wechsel nicht als Abstieg empfinden würde.

      Ich vermute, dass der Sohn Interesse an handwerklichen Tätigkeiten hat. Als ich ihm erzählt habe, dass es zumindest theoretisch auch ein solches Wahlpflichtfach an der Realschule gibt, hat er erkennbar aufgehorcht. In der Vergangenheit hat er auch manchmal gefragt, ob der Vater mit ihm etwas schnitzt. Hobbys hat er leider kaum außer daddeln und Longboard-Fahren. Bücher liest er freiwillig nicht, und wie gesagt interessiert ihn auch keines der am Gymnasium angebotenen Fächer wirklich. Mein Eindruck ist, dass er eigentlich zur Schule geht wie ein Schaf zur Schlachtbank - er muss halt und es hat ihn noch nie jemand gefragt was er will. Ich glaube, dass es ihn motivieren könnte, wenn er einen Abschluss in absehbarer Zeit vor Augen hätte und dann auch wirklich eine echte Wahl hätte ob er noch weiter zur Schule gehen will. Und vor allem wenn er endlich einmal schulischen Erfolg haben könnte.

      Zu seiner Vorgeschichte kann ich noch sagen, dass er auch in der Grundschule alles andere als ein starker Schüler war. Die Hausaufgaben in den ersten beiden Jahren vor allem in Mathe führten regelmäßig zu Heulattacken und Geschrei. In der dritten Klasse hatte er einen glatten Dreierschnitt (was eigentlich, wenn damals die Entscheidung hätte fallen müssen, die Hauptschule bedeutet hätte), und in der vierten Klasse hat die Mutter ganz massiv Druck gemacht, ihn abends bis acht lernen lassen, und mit der Klassenlehrerin um jeden Punkt gefeilscht, und dennoch hat er wegen Mathe die Note für den Übertritt ans Gymnasium nur ganz knapp geschafft. Wegen einer ADHS-Abklärung wurde auch ein Intelligenztest gemacht, der ein eher durchschnittliches Ergebnis brachte - die Familientherapeutin meinte damals, Kinder mit diesem IQ könnten zwar das Gymnasium schaffen, aber nur mit mehr Arbeit und Fleiß als andere, und ob dieser extra-Fleiß und die Arbeitsbereitschaft trotz Pubertät dann kontinuierlich acht Jahre lang da sind ist halt fraglich.
    • Hallo Falbala,

      das ist eine schwierige Situation, nicht nur für euch Eltern, vor allen Dingen für euren Sohn. OK, ich hab verstanden, dass hier keine Einigkeit erzielt werden kann. Am wichtigsten ist jetzt, eine Lösung zu finden, die eurem Sohn gerecht wird. Was er sich wirklich wünscht, weiß vermutlich keiner von euch beiden. Er versucht, sowohl den Forderungen der Mutter als auch deinem Wunsch nach Schulwechsel nachzukommen. Das zeigt doch seine innere Zerrissenheit.

      Wenn Kinder in einer bestimmten Schulform scheitern, sind Eltern selten der Meinung, es liege an der fehlenden Begabung. Meistens wird 'Faulheit' diagnostiziert. Natürlich kann man mit Fleiß und Disziplin Schwächen ausgleichen, das sollte man aber nicht überschätzen. Dass er selbst nicht weiß, was genau ihm Spaß macht, welche Fächer oder gar welcher Studiengang/Berufsausbildung ist doch völlig normal. Er ist 14 Jahre alt!

      Vielleicht ist der kleinste Nenner, dass ihr gemeinsam Hilfe von außen sucht. Eine Schullaufbahnberatung kann auch bei der Berufsberatung erfolgen. Es gibt - regional unterschiedlich organisiert - auch weitere Beratungsstellen, die hier helfen können. Denkbar wäre doch auch eine Lösung außerhalb von Gymnasium und Realschule (deren Anforderungen in der 8. Klasse übrigens nicht deutlich unter denen des Gymnasiums liegen). Natürlich hat er einen Begabungsschwerpunkt. Den hat jeder. Er kennt ihn nur noch nicht. Den rauszufinden, ist manchmal richtig viel Arbeit.

      Das weitere Vorgehen muss jetzt nach meiner Ansicht sehr kleinschrittig erfolgen. Zuerst muss er seine FOR erreichen. Das kann er evtl. im Gymnasium erreichen, die sind manchmal sehr kooperativ, wenn der Schüler sich verpflichtet, nach der 10. Klasse (mit FOR) abzugehen. Das kann natürlich auch die Realschule sein oder aber eine Gesamtschule. Danach muss man weitersehen. Er kann dann durchaus noch seine Hochschulreife erreichen, z.B. an berufsbildenden Schulen, die seinen Neigungen (die er dann hoffentlich besser kennt) entgegen kommen. Es gibt auch Schulformen, die direkt eine Berufsausbildung beinhalten. Oder aber - er entschließt sich nach der FOR zu einer betrieblichen Berufsausbildung.

      Das alles kann euer Sohn aber nur entscheiden (und ihr auch), wenn er alle Möglichkeiten kennt, wenn er gut informiert ist, sich vielleicht im Rahmen eines Ferienjobs oder Praktikums ausprobieren darf.

      Die Kunst ist es, an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten, sich nicht mehr zu bekämpfen. Ich weiß, das sagt sich so leicht. Ich weiß aber, dass es nicht leicht ist.

      Gruß
      Susanne
    • Hallo,

      nur nebenher - es geht nicht um meinen Sohn, ich erkundige mich nur.

      Das Problem ist ja gerade, dass die Mutter nicht bereit ist irgend ein anderes Ziel als das Abitur zu diskutieren. FOR ist ihr zu wenig, selbst als Zwischenschritt. Es geht nicht darum dass der Vater auf Biegen und Brechen nur und ausschließlich die Realschule will, aber darum, dass das Gymnasium wohl einfach nicht die richtige Schulform für ihn ist.

      Dass der Junge mit 14 noch nicht weiss was er mal machen will ist natürlich normal - ist wusste das in dem Alter auch noch nicht. (Ich hatte aber trotzdem Interessen in geisteswissenschaftlichen und auch naturwissenschaftlichen Bereichen, und ich wusste durchaus welche Fächer ich mag und welche nicht so sehr...) Der Punkt ist nur dass er gar nicht begründen konnte warum er angeblich unbedingt Abitur machen will, wenn er gleichzeitig selber sagt, dass er die Lehrer nicht mag, die Fächer ihn allesamt nicht interessieren und er sonst auch kein Intellektueller ist. Er ist auch nicht der Typ, der bei schwierigen Aufgaben den Ehrgeiz entwickelt, die "Nuss" knacken zu wollen - er ist dann der Meinung, der Lehrer hat es ihm halt nicht erklärt, und auf die Idee im Internet oder in einem Buch zu recherchieren kommt er nicht.

      Es wurden schon Gespräche mit der Beratungslehrerin des Gymnasiums und der Beratungslehrerin einer in Frage kommenden Realschule geführt. Die Möglichkeiten, die unser Bildungssystem bietet sind alle bekannt, liegen auf dem Tisch und wurden der Mutter dargelegt. Auf die Bitte, gemeinsam zu der Beratungslehrerin seines Gymnasiums zu gehen, hat sie reagiert, indem sie "heimlich" alleine hingegangen ist und dann über ihre Anwältin hat mitteilen lassen, es sei alles bestens, der Sohn könne durch eine Nachprüfung noch in die neunte Klasse aufrücken. Als der Vater danach ebenfalls alleine zu dieser Beratungslehrerin ging, hatte er das Gefühl, dass die Lehrerin ihm gegenüber sehr voreingenommen war. Die Mutter macht ihn leider nach außen hin bei jeder sich bietenden Gelegenheit schlecht und versucht ihn als schlechten Vater darzustellen.

      Der Wechsel zur Realschule würde durchaus zu einer bedeutenden Erleichterung führen. In Mathe sind die Gymnasiasten zu diesem Zeitpunkt den Realschülern schon ein wenig voraus, und in der Realschule wird mehr Wert auf Wiederholung gelegt und weniger Wert darauf, jede noch so abseitige Aufgabenstellung bewältigen zu können. In den Sprachen ist die Menge der zu lernenden Vokabeln deutlich geringer, was die Lernbelastung insgesamt verringert. Und vor allem könnte der Junge die zweite Fremdsprache (die erste Fünf) und seine Gymnasiums-Wahlfächer (die zweite Fünf und dazu eine Vier) auf einen Schlag loswerden. Statt sich mit drei echten Problemfächern gleichzeitig herumschlagen zu müssen, hätte er nur noch eines, bei dem er dem Lernstoff dann etwas voraus wäre. Zusammen mit einer Wiederholung der Klasse - die er nichtmal zwingend machen müsste - müsste er dann in allen Fächern wieder Anschluss finden. Sicher könnte er auch bis zur zehnten Klasse auf dem Gym bleiben und dann abgehen - dann hätte er aber mit allen Problemfächern weiter zu kämpfen, und aus meiner eigenen Erfahrung mit meiner Tochter würde ich behaupten, dass die Benotung am Gymnasium teilweise absurd hart ist. Bei gleicher Leistung wird er an der Realschule wohl doch einen - vielleicht sogar deutlich -besseren Abschluss schaffen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Falbala146 ()

    • Hallo Falbala,

      ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung Susannes Einschätzung nicht bestätigen, dass das Niveau der Realschule kaum unter dem des Gymnasiums liege, zumindest nicht in Baden-Württemberg. Die meisten Kinder, die nach einer frustrierenden Phase des regelmäßigen Misserfolgs das Gymnasium verlassen, blühen auf der Realschule regelrecht auf und berichten strahlend von guten Noten und - oft zum ersten Mal überhaupt - von Erfolgserlebnissen.

      Es gibt jederzeit die Möglichkeit, nach der mittleren Reife die Fachhochschul- oder die allgemeine Hochschulreife zu erwerben, und auch das berufliche Gymnasium scheint vom Anforderungsniveau unter dem gängigen G8 zu liegen, da viele Schüler, die nach Klasse 10 wechseln, sich ebenfalls deutlich verbessern, und das nicht nur, weil sie ehemals ungeliebte Fächer wie Latein "loswerden" oder sich anderen thematischen Schwerpunkten widmen können.

      Warum sich viele Eltern dennoch vehement dagegen sperren, andere Wege zu gehen, und damit ihr Kind zum Teil regelrecht "quälen" mit Anforderungen, denen das Kind zum gegenwärtigen Zeitpunkt, warum auch immer, nicht gewachsen ist, hat sich mir noch nie erschlossen. Erleben sie den Leidendruck ihrer Kinder nicht? Was muss das für eigene Selbstbild bedeuten, immer "schlecht" zu sein in der Schule?!
      Ich denke, vielen geht es mehr um sich selbst als um ihr Kind. In manchen Fällen geht das so weit, dass ein Schüler mit 17 oder 18 das Gymnasium verlassen muss - ohne Abschluss - weil die Eltern bis zum Schluss nicht wahrhaben wollten, dass der eingeschlagene Weg im Moment nicht der beste ist.

      Meine persoenliche Meinung ist daher die, dass ich, wie du, einen Schulartwechsel anstreben wuerde, der ja nicht automatisch das Aufgeben des Zieles Abitur bedeutet, aber dem Jungen die Moeglichkeit eroeffnen kann, wieder Erfolgserlebnisse zu haben und einen guten Abschluss zu machen, auf dem dann, bei Bedarf, weiter aufgebaut werden kann.

      HT
    • Hochtief schrieb:

      Hallo Falbala,


      Warum sich viele Eltern dennoch vehement dagegen sperren, andere Wege zu gehen, und damit ihr Kind zum Teil regelrecht "quälen" mit Anforderungen, denen das Kind zum gegenwärtigen Zeitpunkt, warum auch immer, nicht gewachsen ist, hat sich mir noch nie erschlossen. Erleben sie den Leidendruck ihrer Kinder nicht? Was muss das für eigene Selbstbild bedeuten, immer "schlecht" zu sein in der Schule?!
      Ich denke, vielen geht es mehr um sich selbst als um ihr Kind. In manchen Fällen geht das so weit, dass ein Schüler mit 17 oder 18 das Gymnasium verlassen muss - ohne Abschluss - weil die Eltern bis zum Schluss nicht wahrhaben wollten, dass der eingeschlagene Weg im Moment nicht der beste ist.


      HT
      Hallo,

      das sehe ich genauso. Gerade die Befürchtung, dass er ganz ohne Abschluss bzw. mit einem sehr schlechten Abschluss gehen muss halte ich für real - er hat derzeit einen Viererschnitt. Die schulischen Anforderungen steigen jedes Jahr - Wenn er ein Jahreszeugnis der zehnten Klasse als Abschlusszeugnis vorzeigen müsste, das auch einen so schlechten Schnitt hat, wie soll er da einen Ausbildungsplatz finden? Und noch schlimmer, wenn er danach trotzdem noch das Abi versucht und dann durchfällt und so noch einmal drei Jahre für gar nichts verplempert und sich DANN mit so einem Zeugnis bewerben muss...

      Die Frage ist nur, wird ein Richter diese Gefahr als gravierend genug ansehen, um dem Vater die Entscheidung zu übertragen?
    • Hallo Falbala, hallo HT,

      sicher gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern, sogar zwischen den jeweiligen Schulen. Aber der Lehrplan ist an Gymnasien und Realschulen nahezu identisch. Im Gymnasium gibt es in der Regel eine größere Vielfalt bei den Wahlpflichtfächern, irgendwann kommt die 2. Fremdsprache dazu. Das ist in Realschulen anders.

      Meine Einschätzung bezog sich auf die Jahrgangsstufen, in denen der Sohn grad gescheitert ist und die nächstens anstehen. Ab Klasse 10 und folgende sieht das sicher anders aus. So wichtige Dinge wie Lernzielkontrollen und Schulung in Methodenkompetenz kommen bei manchen Gymnasien genauso zu kurz wie an Realschulen. Das ist scheinbar doch sehr individuell, je nach Schule.

      Aber nochmal: Inhaltlich gibt es bis zur 9. Klasse kaum Unterschiede. Das kann ich zumindest für NRW sagen.

      Gruß
      Susanne
    • Hallo Falbala,

      ein möglicherweise (zu) schlechter Schnitt in Klasse 10 würde in BW u.U. auch bedeuten, keinen Platz an einem beruflichen Gymnasium zu erhalten. Zum einen sind bei uns in BW 85% der Plätze für Realschüler reserviert, nur ein kleiner Teil steht also überhaupt für Gymnasiasten zur Verfügung; außerdem darf man in Mathe, Deutsch, Englisch keine "5" haben und benötigt einen Hauptfachgesamtschnitt von mind. 3,0. Die Vergabe insgesamt erfolgt nach Schnitt, sosdass ein schlechter Schüler mit hoher Wahrscheinlichkeit leer ausgeht. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber erkundige dich da mal, nicht, dass der Zug auch hier irgendwann abgefahren ist. Vielleicht wäre das etwas, das die Mutter überzeugen könnte.

      Hallo Susanne,

      ich weiß nicht, wie es in NRW ist, und kann nur für BW sprechen. Aber was sich im Lehrplan gleich anhört, gestaltet sich in der Praxis dennoch auf unterschiedlichem Niveau. Man kann den gleichen Inhalt mit ganz unterschiedlichem Anspruch unterrichten.
      Ich würde deshalb auch im Interesse des Kindes einen Wechsel für sinnvoll erachten, um nicht Wege zu "verbauen" (siehe oben).

      Gruß, HT
    • Hallo edy,

      auch bei uns in NRW gibt es diesen 'Quali-Vermerk' (Hauptfächer mind. 3) für den Übergang in gymasiale Oberstufen.

      Bei 'euren' 85 % handelt es sich aber nicht nur um Realschüler (hab mal kurz reingelesen), da ist ja z.B. von der Fachschulreife (die gibt es in NRW schon lange nicht mehr) und von 'dem Realschulabschluss gleichwertigen Abschluss' die Rede - z.B. ein Hauptschulabschluss (erweitert), der bei uns 10 B heißt.

      Die Fachschulreife (bei uns wären da die Berufsfachschulen vergleichbar, z.B. Handelsschule) kann im Grunde bei jedem jeweiligen Stand der schulischen Ausbildung erworben werden. Heute ist doch noch gar nicht klar, wie es mit dem jungen Mann weitergeht und ob er den eingeschlagenen Weg durchhält.

      Mein Spruch dazu war immer: Vor der Fachoberschulreife, manchen nennen es noch Realschulabschluss kann man gar nicht so schnell wegrennen, dass man sie nicht bekommt. 8)

      Gruß
      Susanne

      P.S. Jetzt möchte ich wirklich gerne wissen, in welchem Bundesland der junge Mann wohnt!
    • Oh nein, meine Antwort ist weg, jetzt muss ich alles nochmal schreiben...

      Also: wir sind in Bayern.

      Zu den Unterschieden zwischen Realschule und Gymnasium verweise ich mal auf das was ich oben schon geschrieben habe... das sind Informationen der Beratungslehrerin der Realschule.

      Weiter haben wir Bekannte, deren Töchter in der 5./6. Klasse auf dem Gymnasium bzw. der Realschule sind. Diese bestätigen uns, dass es sehr wohl einen deutlichen Unterschied gibt was die Menge an Lernstoff angeht.

      Eine Freundin meiner Tochter ist von der Realschule auf das Gymnasium gewechselt und erzählte mir, dass ihre Noten in allen Fächern um eine Stufe nach unten gegangen sind.

      Im Gymnasium meiner Tochter ist es üblich, dass eine Arbeit, in der 50% der Punkte erreicht werden, mit einer 5 bewertet wird. Bei mir war das noch eine 4...

      Und schließlich habe ich heute eine Bekannte getroffen, die selber Gymnasiallehrerin ist. Sie selber hat ihren Sohn auf der Realschule angemeldet und findet das nach zwei Jahren die goldrichtige Entscheidung. Sie erzählte mir, dass an ihrer Schule dieses Jahr eine inzwischen 20jährige Schülerin wegen schlechter Noten nicht zum Abitur zugelassen worden ist, die schon zwei Klassenstufen wiederholt hatte... und sie erzählt Emir auch, dass sie letztes Jahr vier Mädchen in ihrer siebten Klasse hatte, die alle sitzen geblieben waren. Zwei davon sind nach der Wiederholung sofort abgegangen, eine ist in der achten wieder sitzen geblieben und muss jetzt gehen, und nur eine hat es bis in die neunte Klasse geschafft.

      Von den Kindern, die mit meiner Tochter auf der Grundschule waren, sind inzwischen (nach zwei Jahren) mindestens zwei vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt. Einer geht jetzt ins Internat, und zwei bleiben dieses Jahr sitzen bzw. wiederholen freiwillig. Drei scheinen ohne größere Probleme zurecht zu kommen. Das ist nur der Ausschnitt von denen, wo noch gelegentlich Kontakt da ist...

      Ich will jetzt nicht auf das Niveau herunter gehen zu behaupten dass das Schulsystem in NRW eh viel schlechter ist als hier - ich bin selber in Berlin zur Schule gegangen und ärgere mich über ähnliche Sprüche. Ich kann aber definitv sagen, dass mit dem jetzigen G8 die Kinder wirklich schuften müssen und die Benotung hart ist. Das Gymnasium hier ist wirklich eine Hochleistungsschule und vom Konzept her nicht für die große Mehrheit gedacht. Der Vorteil ist im Gegenzug, dass das System sehr durchlässig ist - es ist überhaupt kein Problem nach der Realschule weiter zu machen. Es gibt zum Beispiel in mehreren Gymnasien Übergangsklassen, in denen die Realschüler noch ein Jahr lang fit gemacht werden und dann ganz normal die letzten zwei Jahre am Gymnasium machen können. Damit hat man dann quasi durch die Hintertür wieder sein G9. Nur leider pappt nicht das Etikett "Eliteschüler" drauf und deswegen sehen viele diese Möglichkeit gar nicht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Falbala146 ()

    • Hallo Falbala,

      ich merke grad, dass die Diskussion in eine völlig falsche Richtung läuft. Dass Eltern häufig aus falschem Ehrgeiz die falschen Schulen für ihre Kinder favorisieren, ist mir bewusst. Und natürlich ist das für die betroffenen Kinder eine Erlösung, wenn sie endlich in der 'richtigen' Schule landen. Mir ging es lediglich darum, vor der Vorstellung zu warnen, die Realschule sei dann ein Spaziergang.

      Ein Verfechter des Gymnasiums um jeden Preis bin ich ganz sicher nicht. Welche Schule für den hier besprochenen Jungen die richtige ist, kann hier natürlich keiner so wirklich beurteilen. Es gibt halt gewisse Anhaltspunkte, und die sprechen eher für einen Schulwechsel. Wichtig ist dabei aber doch, zu wissen, was der Junge selbst möchte und dabei Lehrer (auch von der künftigen Schule) und Beratungsfachkräfte mit ins zu Boot zu holen. Warum musste es denn eine 'Elite'-Schule sein. Das Wort ist schon gruselig.

      Was die Sache für Außenstehende noch schwieriger macht, ist die Tatsache, dass die Informationen hier - das stellte sich erst im Laufe der Diskussion heraus - alle aus 3. oder gar 4. Hand sind. Wie Kommunikation so funktioniert.... Gesagtes und Gemeintes, Gehörtes und Verstandenes - da können schon mal Welten dazwischen liegen. Ganz ohne böse Absicht, das funktioniert einfach so.

      Dann drück ich mal die Daumen, dass die Familie es schafft, sich - möglichst mit kompetenten Helfern - an einen Tisch zu setzen und eine Lösung zu finden, mit der alle leben können.

      Gruß
      Susanne

      P.S. Dass bayrische Politiker glauben, dass beste Schulsystem zu haben, ist bekannt. Eltern und Lehrer (auch Gymnasiallehrer) denken durchaus anders darüber.
      Aus einer Veröffentlichung:

      Die Kritik ist deutlich : "Nicht mehr zeitgemäß" nennen Eltern und Lehrer in Bayern die Strukturen und Methoden an den Gymnasien im Freistaat - stupides Auswendiglernen bereite nicht auf die Erfordernisse des künftigen Berufslebens vor. "Die Schüler eignen sich kurz vor der Prüfung abfragbares Wissen an, um es kurz danach wieder zu vergessen", klagen Ulrike Köllner vom Verein Gymnasialeltern Bayern und Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV).
      Vor allem jedoch kritisieren sie die Ineffizienz. Denn das Abitur erreichen ihren Angaben zufolge lediglich 60 Prozent aller Schüler, die von der Grundschule aufs Gymnasium wechseln.
      Des weitern ist von immensen Kosten für Nachhilfe die Rede sowie von sozialer Ausgrenzung.



    • Susanne schrieb:


      Was die Sache für Außenstehende noch schwieriger macht, ist die Tatsache, dass die Informationen hier - das stellte sich erst im Laufe der Diskussion heraus - alle aus 3. oder gar 4. Hand sind. Wie Kommunikation so funktioniert.... Gesagtes und Gemeintes, Gehörtes und Verstandenes - da können schon mal Welten dazwischen liegen. Ganz ohne böse Absicht, das funktioniert einfach so.

      Dann drück ich mal die Daumen, dass die Familie es schafft, sich - möglichst mit kompetenten Helfern - an einen Tisch zu setzen und eine Lösung zu finden, mit der alle leben können.


      Hallo,



      ich weiß jetzt gerade nicht warum du meinst, die Informationen wären aus dritter oder vierter Hand. Ich kenne den Jungen von klein auf, seine Aussagen habe ich direkt zitiert, und die Aussagen der Lehrer sind ja nun auch nicht gerade aus "dritter Hand". Die Kopien seiner Zeugnisse liegen gerade zwei Meter von mir entfernt.



      Ob Dein netter Wunsch bzw. Teil 2 davon (eine Einigung) in Erfüllung gehen wird, wird sich am Montag zeigen. Bis dahin soll die Mutter dem Jugendamt mitteilen, ob sie sich einen Wechsel vorstellen kann. Teil eins - Gespräche mit Beratern - haben wie geschildert schon stattgefunden.



      Ich habe gerade noch mit einer ehemaligen Schulkameradin Kontakt aufgenommen, die praktischerweise Fachanwältin für Familienrecht ist. Sie lebt zwar in Berlin und wird mir damit nicht sagen können wie die hiesigen Richter so ticken, aber vielleicht hat sie ja schon einmal einen solchen Fall gehabt und kann mir ihre Einschätzung dazu geben.



      Ich weiß jegliche Rückmeldung hier zu schätzen, weil natürlich Argumente die hier kommen auch einem Richter durch den Kopf gehen könnten. Allerdings würde mich doch am meisten interessieren, ob jemand konkrete Erfahrungen mit einem vergleichbaren Fall gemacht hat oder zumindest mit einem ähnlichen Verfahren im einstweiligen Rechtsschutz.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Falbala146 ()

    • Hallo Falbala,

      So kam ich drauf, dass einige der Infos nicht aus 1. Hand sind:
      nur nebenher - es geht nicht um meinen Sohn, ich erkundige mich nur.


      Ob Dein netter Wunsch...in Erfüllung gehen wird..
      Der Wunsch ist ja, dass sich die betroffenen Eltern zusammen mit ihrem Kind an einen Tisch setzen. Ja, es scheint wirklich fraglich zu sein, ob das gelingen kann. (Nett ist übrigens die kleine Schwester von Schei.... :D) Und nein, ich finde diesen Wunsch noch immer nicht Schei... - es wäre im Interesse des jungen Mannes und ein Beleg dafür, dass die Eltern ihre eigenen Befindlichkeiten für ihr Kind ein Stück weit hinten anstellen können.

      Mit eigenen Erfahrungen, wie Gerichte das entscheiden und wie sie vorgehen, kann ich leider nicht dienen. Vielleicht melden sich dazu ja noch Betroffene. Ich habe lediglich beruflich mit Schulversagern, Schulwechslern jahrelange Erfahrung. Daher weiß ich auch, wie schwierig es ist, eine kindgerechte Lösung zu finden. Das gilt vor allen Dingen dann, wenn die Meinung des Kindes deutlich von der der Eltern abweicht - oder sogar (wie in diesem Fall) die Meinung der Eltern untereinander.

      Ich bin aber überzeugt davon, dass auch ein FamilienrichterIn nicht auf den 'runden Tisch' verzichten wird. Eine gerichtliche Entscheidung kann immer nur die zweitbeste Lösung sein.

      Susanne
    • Ein kleines Update: heut kam ein Brief der Schule. Der Sohn hat in vier (!) Fächern eine Fünf, die Lehrerkonferenz empfiehlt einen Wechsel auf die Realschule.

      Die Mutter hat nicht wie nach dem Gespräch im Jugendamt vereinbart eine Entscheidung getroffen, sondern erklärt dass sie bis zur Notenkonferenz abwarten wolle bevor sie sich entscheidet. Eine Reaktion auf den Brief der Schule steht noch aus. Für ein gerichtliches Verfahren stünden jetzt nur noch Tage zur Verfügung - andererseits ist die Situation jetzt eindeutiger, weil es eine Empfehlung der Schule für einen Wechsel an die Realschule gibt.
    • ... und jetzt noch, falls es wen interessiert, das Ende der Sache - zum gerichtlichen Verfahren wird es jetzt zum Glück nicht mehr kommen, weil der Sohn selbst auch erklärt hat auf die Realschule wechseln zu wollen und die Mutter nun - vier Tage vor Schuljahresende - dem Wechsel zugestimmt hat.

      Dass sie jetzt noch versucht ein paar Muskeln spielen zu lassen (will ihm auf einmal keine festen Schuhe in den Urlaub mitgeben, die sollen wir kaufen...) - geschenkt. Man sieht wie die Dame tickt.
    • Hallo,
      Ja, es gab mal einen gerichtlichen Vergleich zum Umgang. Die Mutter war im Übrigen auch bisher mit dieser konkreten Reise einverstanden. Ich hoffe mal dass das nur leere Drohungen sind.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von edy () aus folgendem Grund: Begrüßung eingefügt

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